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Helmut Herman Bechtel - Zoltán Szendi
Tradition und Modernität in der ungarndeutschen Literatur

Valeria Koch: Diese Mainacht

Valeria Koch: Diese Mainacht

Diese Mainacht kennt kein Sterben
nur Lippen feucht, betäubtes Blühn
dieser Regen zeugt nur Werden
vor Liebe schallt und schnellt das Grün

Dieser Nachtwind weht durch Flieder
durch Küsse kühn, verdecktes Los
roter Mond perlt durch die Glieder
versinkt in sternwallendem Schoß

(1978)

 

 

Interpretation

Die ganze Naturmetaphorik des Gedichtes ist Ausdruck einer Alles berauschenden Liebesekstase und Liebesvereinigung. Die Frühlingsbilder sind von Anfang an mit stark erotischen Bedeutungen verbunden. Die Naturerscheinungen, die sich selbst in dem verschwenderisch überfüllten Vorgang der Zeugung und Neugeburt befinden, werden unmittelbar auch auf die menschliche Erotik bezogen. Davon zeugen Ausdrücke wie „Lippen feucht”, „Regen zeugt”, „Küsse kühn”, vor allem aber die poetisierte, jedoch unverhüllte Darstellung des Geschlechtsaktes: „roter Mond perlt durch die Glieder / versinkt in sternwallendem Schoß”. Der Rausch der Liebeserfüllung zeigt sich ferner auch in dem „Ewigkeitserlebnis“, das mit Hilfe der Reimverbindung im Wortpaar „kein Sterben – nur Werden” ebenfalls unterstrichen wird.