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Helmut Herman Bechtel - Zoltán Szendi
Tradition und Modernität in der ungarndeutschen Literatur

Josef Michaelis: Falsche Kerze

Josef Michaelis: Falsche Kerze

In der Kirche
betest leise
weinst für Tote
bei ihrer Reise
Doch im Keller
in dem Heber
tanzt dein Schimmer
einen Walzer

(1979)

 

 

Interpretation

Durch den erfindungsreichen Einfall der Personifikation, fassen die verschiedenen ‚Verhaltensweisen‘ der Kerze eigentlich das menschliche Leben zusammen, zu dem Andacht und Kummer genauso gehören wie ausgelassener Frohmut. Das Attribut ‚falsch‘ drückt deshalb auf scherzhafte Weise tiefe Sympathie aus – mit den bekannten Worten aus der Antike: „Ich bin ein Mensch, nichts Menschliches ist mir fremd“.