Aufgaben vor der Textbearbeitung (klicken Sie hier)
1. Welche Begriffe verknüpfen Sie mit dem Wort „Deutschtum”?
2. Wie modifiziert die Bedeutung des Wortes „Deutschtum“ das Possessivpronomen „mein”?
Aufgaben zur Textbearbeitung (klicken Sie hier)
1. Stellen sie anhand der Anapher „mein deutschtum …” fest, aus wie vielen Einheiten der Text besteht.
2. Geben Sie den einzelnen Einheiten einen ausdrucksvollen Titel.
3. Markieren Sie im Text die folgenden Elemente:
4. Welche Rolle spielen die markierten Wörter in der Semantik des Textes?
5. Kategorisieren Sie die einzelnen Textteile.
6. In welcher Beziehung stehen die einzelnen Kategorien miteinander?
7. Bilden Sie fünf Gruppen in der Klasse. Jede Gruppe soll jeweils eine der folgenden Aufgaben ausführlich bearbeiten. Nach der Gruppenarbeit soll jede Gruppe ihre Ergebnisse vor der Klasse präsentieren. Die zuhörenden Gruppen sollen zum behandelten Thema Fragen stellen.
a) Finden Sie mit Hilfe einer Analyse Argumente dafür, dass der Text in formaler Hinsicht als Freigedicht bezeichnet werden kann. Welche Wirkung üben die einzelnen dichterischen Mittel auf die Rezipienten aus?
b) Finden Sie die literarischen Hinweise im Gedicht. Stellen Sie die einzelnen Begriffe und Autoren dar. Welche Rolle spielen sie in der kulturellen Identität des Lyrischen Ichs?
c) Finden Sie die historischen Hinweise im Gedicht. Stellen Sie die einzelnen Begriffe und Personen dar. Welche Rolle spielen sie in der kulturellen Identität des Lyrischen Ichs?
d) Finden Sie die Passagen des Textes, die sich auf die sprachliche Ebene der persönlichen Laufbahn beziehen. Welche Rolle spielen die unterschiedlichen Sprachen in der kulturellen Identität des Lyrischen Ichs (http://de.wikipedia.org/wiki/Lyrisches_Ich)?
e) Interpretieren Sie die letzte Strophe des Gedichts.
Interpretation
Das Gedicht Mein Deutschtum von Claus Klotz stellt die möglichen Identitätskonstruktionen der ungarndeutschen Minderheit dar, wobei es auf Elemente sowohl aus der deutschen als auch aus der ungarischen Kultur Bezug nimmt. Der Titel des Freigedichtes Mein Deutschtum ist sogar ein Bestandteil des immer wiederkehrenden Textelementes „mein deutschtum ist“.
Der Ausdruck „mein deutschtum“ stellt die persönliche Beziehung des lyrischen Ichs zur Gemeinschaft dar und ist in diesem Sinne als Zeichen der eigenen Identität zu verstehen. Andererseits stellt es eine persönliche Vorstellung über das Wesen des nationalen und kulturellen Gebildes dar, das unter Deutschtum verstanden werden könnte. Der Satzbeginn „mein deutschtum ist…“ trennt die einzelnen Einheiten des Gedichtes voneinander und markiert eine Grenze zwischen den zusammengezogenen Strophen des Werkes. Das Gedicht ist ein dynamischer Monolog, der mit der wiederkehrenden Anapher den ständigen Versuch einer Grenzlegung beinhaltet. Das Gedicht versucht den Begriff „Deutschtum“ mit Hilfe von kulturellen und ideologischen Merkmalen zu umrahmen. Die sechszehn Einheiten können im strömenden Gedankengang ohne Interpunktion als sechszehn Definitionsversuche zur Bestimmung der Beziehung zur eigenen kulturellen und nationalen Identität betrachtet werden.
Die Gedanken des Textes bewegen sich im Spannungsfeld von Oppositionspaaren wie Minderheit-Mehrheit, Eigenes-Fremdes und Assimilation-Dissimilation, die eine literarische Identitätssuche markieren. Die zusammenhaltende Kraft in diesem ambivalenten Selbstbestimmungsversuch ist der Lebensweg des Sprechenden, dessen Biografie vom schwäbischen Dorf (1.-2. Einheit) zum Anerkennen der allgemeinmenschlichen Werte der universellen Kultur führt (15.-16. Einheit). Daraus folgend geben die ersten und die letzten zwei Einheiten der unförmigen Gedankenströmung des Gedichtes eine Rahmenstruktur.
Die Bausteine der Identität wie Personen, Gebäude, Gemeinschaften und Ideologien lassen sich nicht zu einer strukturierten Hierarchie zusammenstellen. Den binaren Oppositionen des Textes entsprechend ist der entfaltete Gedankengang von der Minderheitenperspektive geprägt, die in die ungarische Geschichte und Kultur eingebettet ist. Die Auflistung der Identitätselemente beginnt bei dem volkstümlichen Milieu der Heimatdörfer, und erreicht durch die bürgerliche Kultur (Kirche, Literatur, Sprache) in den letzten Strophen die Regionen der universalen Kultur (Weltliteratur, Philosophie, Architektur).
Die sprachliche Unterdrückung in der Schule (5. Einheit: „mein deutschtum ist die schule / wo ich in der pause nur ungarisch / sprechen durfte“) führt im Lebensweg nicht zur Zurückweisung der Mehrheitskultur. Die Eindrücke der ungarischen Kultur tragen zur Entfaltung der dichterischen Fähigkeiten genauso bei, wie die deutschsprachigen oder die weltliterarischen Impulse. Die nicht-hierarchische Struktur der kulturellen Schichten bedeutet nicht die Verdrängung der Minderheitenperspektive, sondern die Repräsentation einer eigenartigen, interkulturellen Symbiose auf dem Grenzgebiet von zwei nationalen Kulturen. Diese Strukturlosigkeit der kulturellen Knüpfpunkte mündet am Ende des Gedichtes mit einem universellen Bekenntnis in die Grenzlosigkeit:
mein deutschtum
hört ihr
hat einen weltpass
Das Gedicht Mein Deutschtum demonstriert einerseits das Versagen einer festen Selbstbehauptung, andererseits stellt es die möglichen kulturellen Verknüpfungspunkte der Ungarndeutschen in Verbindung einer individuellen Biografie dar.
Das Gedicht zeigt auch, wie Werke ungarndeutscher Autoren es schaffen, kulturelle Güter „anderer“ Nationen durch literarische Mittel zu überliefern. Die Bezugnahme des Gedichtes Mein Deutschtum auf ungarische Autoren wie , , oder ist ein Musterbeispiel dafür, dass deutschsprachig schaffende Autoren in Ungarn mit der ungarischen Literatur ständig in unmittelbarem Kontakt standen.
Weiterführende Aufgaben (klicken Sie hier)
1. Erstellen Sie mit Hilfe von Nachschlagewerken ein Porträt des Dichters. Vergleichen Sie die Biografie mit der literarischen Selbstbiografie des Dichters.
2. Suchen Sie in der Textsammlung des Buches nach verwandten Gedichten. Wählen Sie zwei bis drei Texte aus und vergleichen Sie die einzelnen Werke miteinander.
3. Arbeiten Sie paarweise zusammen und stellen Sie eine eigene Liste von kulturellen Elementen (Begriffe, Autoren, historische Persönlichkeiten, Geschehnisse etc.) zusammen, die Ihrer Meinung nach zu den Grundschichten der ungarndeutschen Kultur gehören.