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Helmut Herman Bechtel - Zoltán Szendi
Tradition und Modernität in der ungarndeutschen Literatur

Béla Bayer: Dort drüben

 

Béla Bayer: Dort drüben

(Auszug)

In dem viktorianischen Pfarrhaus im Londoner Stadtteil Chelsea herrschte schon tagelang Unruhe. Nicht nur bei Carol, der Stieftochter des Reverends; auch Misses Fraser, ihre Mutter konnte sich nur schwer beherrschen, obwohl die Nachricht über das Stipendium, das es ihrer Tochter ermöglichte, in Rom studieren zu können, vorlag. Für die Familie war es eine ebenso große Sensation wie die Tatsache, dass zwei Kosmonauten zur Weltraumstation Sajut 3 gestartet waren oder wie der Rücktritt von US-Präsident Richard Nixon. Der Aufenthalt in Italien war verbunden mit einem Zwischenstopp in Budapest. Man muss zugeben, 48 Stunden insgesamt für die Hauptstadt Ungarn sind wenig, dennoch. Die Studentin konnte sich nicht entscheiden, welche der beiden Ereignisse ihr größere Freude erteilte. Natürlich hat die ewige Stadt ihre Reize, aber auch die Donaumetropole ist anziehend. Besonders deshalb, weil sich ihre Eltern dort kennen gelernt hatten und ihr leiblicher Vater, den sie nur von einem Bild kannte, in der Stadt lebte. Die zahlreichen Märchen, die geheimnisvollen Erzählungen und Erinnerungen an ihren einmaligen Besuch in Südungarn haben die Phantasie der jungen Frau beflügelt.

„Ich werde ihn treffen!“, war sie sich sicher.

„Meinst du den Papst?“, fragte ihre Mutter belustigt.

„Ihn auch“, ging Carol auf ihren Tonfall ein.

„Und wen noch?“, fuhr Misses Fraser fort.

„Meinen Vater, in Budapest!“, schwärmte die junge Frau.

„Aber…“, schränkte die Mama ein.

„Weil er sich auf mein Telegramm hin nicht gemeldet hat?“, formulierte sie die Zweifel der Mutter, „vielleicht ist ihm eine Kleinigkeit dazwischen gekommen, er wird mich bestimmt auf Ferihegy 2 erwarten.“

„Das wünsche ich dir, aber wenn nicht, dann weißt du, was zu tun ist“, versuchte sich die ältere der beiden selbst zu beruhigen.

„Mach dir keine Gedanken! Ich bin ja kein kleines Kind mehr“, klang es empört.

„Vor allem sei bitte vorsichtig!“, bat sie ihre Tochter.

„Versprochen“, nahm Carol die Mutter lachend in die Hand.

Nach dem Scheitern der Revolution von 1956 kam Amalia Knittel, die junge Ungarin nach England. Natürlich nicht alleine. Mehrere ihrer Kommilitonen vom Lehrerseminar waren mitgezogen. Ihr Verlobter Martin war auch dabei. Glücklicherweise mussten sie nur ein paar Wochen im Aufnahmelager in Wien verbringen. Amalia wollte in die DDR, aber ihnen wurde die Einreise verweigert. Wenig später waren sie schon in Dover. Die Entscheidung, einen Neubeginn in London zu versuchen, hatte Martin für sie beide getroffen. Voller Idealismus und Arglosigkeit. Die blindgezeichneten Vorstellungen vom ‚goldenen Westen‘ waren schnell verschwunden. Nur Gott weiß warum, schon mit dem Asyl wollte es nicht klappen. Auch an der University of Herfordshire wurde Amalia nicht angenommen.

„Bevor wir in der Gosse landen, sollen wir lieber zurück“, gab Martin recht früh auf.

„Das wäre reiner Selbstmord!“, widersprach seine Verlobte.

„Heute ist die Lage eine ganz andere, vieles hat sich gelegt, wurde ruhiger“, erläuterte er, „außerdem hatten wir keine Waffen gehabt, niemanden getötet.“

„Aber unsere Eltern?“, wandte sie ein.

„Sie werden sich verständnisvoll zeigen. Wir sollten ihnen ein paar Zeilen schreiben, in denen wir alles erklären“, versuchte Martin ihre Zweifel zu zerstreuen.

„Na gut, dir zuliebe werde ich es versuchen, obwohl ich das hoffnungslos finde“, gab sie endlich nach.

Die Briefe blieben unbeantwortet. Martins Kummer wurde immer größer. Heimweh und Sehnsucht nach der alten Heimat brachten ihn dazu, letztendlich zurückzukehren. Alleine. Amalia erhielt viele Monate kein Lebenszeichen von ihm. Über ihre Schwangerschaft wusste nur der Reverend der Gemeinde Bescheid. Vielleicht war es Gottes Wille, vielleicht etwas anderes, die beiden hatten geheiratet. Reverend Fraser ließ Carol niemals spüren, dass er nicht ihr richtiger Papa war. Aus dem Mädchen wurde eine Frau. Erst nach ihrem College-Abschluss erfuhr sie die Wahrheit. Weil sie den Geistlichen mochte, hatte sie das nicht belastet. Aber die Neugier, einmal ihren leiblichen Vater zu treffen, war damit geweckt worden. Mit Hilfe ihrer Großeltern hatte Carol seine Anschrift herausbekommen. Sie hatten ihr, als sie sich vor über zehn Jahren ein einziges Mal begegnet waren, nichts von der Adoption erzählt. Doch dies hatte die Studentin nie hinterfragt. Während des kurzen Briefwechsels mit ihrem Vater erfuhr sie, dass Martin Kovács eine neue Familie gegründet und sie zwei kleine Halbbrüder hatte. „Ich kann nicht klagen“, stand unter anderem in einem seiner Briefe, „der Aufbau des Sozialismus betritt neue Wege. Es ist allerhand zu tun. Jeder Mensch wird wirklich benötigt, insbesondere die Techniker. Als Ingenieur genieße ich besonderes Ansehen. Die Genossen bauen auf mich. Bald bekommen wir sogar einen Trabanten; in spätestens fünf Jahren.“ Für Carol war das alles nur schwer nachvollziehbar. Eigentlich hatte sie persönlichere Nachrichten erwartet; von einer erhofften Einladung war keine Rede. Mit Unterstützung ihrer Familie hatte sie das Studium an der Akademie der bildenden Künste begonnen, so kam sie zu diesem Stipendium. Der Plan, während ihres Zwischenaufenthaltes in Ungarn, ihren Papa zu besuchen, wurde schnell geschmiedet. Aber eine Antwort auf ihr Telegramm kam nicht. Ohne zu ahnen, wie es enden würde, teilte sie ihrem Vater den Ankunftstermin mit.

Der späte Nachmittag war einer der seltenen Art. Lange, gelbe Dämmerung senkte sich auf die Stadt. So eine, die für eine halbe Stunde fähig ist, das Gesicht der Straßen und der Häuser zu verändern. Nach wenigen Minuten merkte sie, dass sich von Osten her der Abend herabschlich. Die Konturen der Fassaden kleideten sich in lila Farbe. Die Kuppeln der Kirchen, die Bögen der Brücken hatte das Licht vergoldet. Auch das Laub der Bäume schimmerte goldgelb. Die Wände und der Bürgersteig gaben die Wärme zurück, die sie tagsüber in sich gespeichert hatten. Hinter dem Gebäude des Parlaments beobachtete Carol Leute, die auf einer Bank saßen. Ihr war aufgefallen, dass sie sich alle außergewöhnlich wohl fühlten und keinerlei Lust verspürten, nach Hause zu gehen. die Atmosphäre war märchenhaft, unbeschreiblich. „Bestimmt hat die Umgebung etwas im Inneren dieser Personen bewirkt, was sie bisher nicht benennen konnten, etwas Wundervolles.“ Obgleich ihre Geschichte einen ganz anderen Lauf, als ursprünglich geplant, genommen hatte, war sie nicht traurig. Dank ihrer Erziehung zeigte sie Verständnis. Kovács war nicht auf dem Flughafen gewesen. Nach mehreren Anrufen, nach stundenlangen Warten fuhr sie in die Stadt. In dem Haus, wo ihr Vater wohnte, fand sie niemanden vor. Aus allem das Best zu machen, gehörte zu ihren Eigenschaften. Ohne Umstände fand sie das Hotel Astoria. An der Rezeption hatte sie sogar Tagestickets erhalten, so dass sie das Kunstgewerbemuseum und die Basilika noch am gleichen Tag besichtigen konnte. „Und morgen Vormittag werde ich das Gerbaud besuchen“, nahm sie sich vor, „den Ort, an dem die außergewöhnlich romantische Zuneigung zwischen meinen Eltern angefangen und wo eigentlich mein eigenes Dasein begonnen hatte. Da muss ich unbedingt hin!“ Über Einzelheiten dieser Liebe hatte ihre Mutter fast niemals erzählt, aber Carols blühendes Vorstellungsvermögen ergänzte die Romanze.

Auf der Promenade des Donauufers erblickte sie den jungen Mann. Er saß mit einem Buch in der Hand auf einer niedrigen Mauer und lauschte den Geräuschen der Wellen. Sie kam aus der anderen Richtung, war unsicher, weil sie sich, trotz des Stadtplans, verlaufen hatte und die Kreuzung, wo sie hätte abbiegen müssen, nicht fand.

„Entschuldigen Sie, wenn ich störe“, trat sie schüchtern auf ihn zu, „vielleicht könnten Sie mir helfen?“

Der Junge war in seine Gedanken vertieft und reagierte nicht sofort.

„Bitte!“, sagte Carol mit Nachdruck.

„Was kann ich für Sie tun?“, fragte er freundlich.

„Ich suche…“, wollte sie erklären.

„Ihre verlorene Gruppe?“, unterbrach er sie.

„Nein“, wiedersprach die junge Frau.

„Aber Sie sind sicher fremd hier?“, wollte er sich bestätigen lassen.

„Ja, ich bin Ausländerin und suche das Gerbaud“, bejahte die Studentin.

„Ist es nicht in der Vörösmarty-Straße?“, dachte der Mann laut vor sich hin, „doch. Na dann müssen Sie ein Stück zurück bis zu der Kreuzung“, erläuterte er hilfsbereit.

„Eben die habe ich nicht gefunden“, musste Carol gestehen.

„Welch ein Glück. Ich kann Sie ein Stück begleiten“, lächelte er sie an, „bin sowieso früh dran.“

„Danke.“ Sie machten sich auf den Weg.

„Und von wo kommen Sie, wenn ich fragen darf?“, erkundigte er sich neugierig.

„Ich komme aus England“, antwortete sie.

„Bestimmt wollen Sie mit mir ein Späßchen machen?“, meinte er mit gespielter Entrüstung.

„Weswegen sollte ich?“ entgegnete sie.

„Aber Sie sprechen einwandfrei unsere Sprache“, wandte der junge Mann ein.

„Meine Wurzeln liegen in Ungarn“, gab sie als Erklärung.

„Ah so, verzeihen Sie mir. Sehen Sie dieses hohe Gebäude?“, fragte der junge nach wenigen Minuten, „das ist Gerbaud. Inzwischen bin ich angekommen. Dies hier ist meine Uni. Ich muss zu einer Vorlesung, die mich, wenn ich ehrlich sein darf, nicht besonders interessiert.“

„Na dann, haben Sie vielen Dank! Auf Wiedersehen“, verabschiedete sich Carol.

„Wiedersehen!“, kam es zurück.

Die Kunststudentin saß bereits bei einem Kaffee auf Gerbauds Terasse, als sie den höflichen Begleiter wiedersah. Sie hatte sich die Zeit genommen, die Künstler zu beobachten, die in der Gegend überall zu sehen waren. Den ‚pflichtgemäßen‘ Schaufensterbummel hatte sie ebenfalls erledigt. Der Versuch, ihren Vater telefonisch zu erreichen, war erfolglos geblieben. Der Junge näherte sich dem Café, nahm an einem Tisch Platz und wollte eben etwas bestellen, als sein Blick auf sie fiel. Ohne lange nachzudenken kam er auf sie zu.

„Sieh an, was für ein Zufall! Aber beruhigend, dass Sie es gefunden haben. Darf ich mich zu Ihnen setzen?“, fragte er.

„Gerne“, erhielt er ihre Zustimmung.

„Zunächst bitte ich um Entschuldigung, mich Ihnen nicht vorgestellt zu haben. Martin ist mein Name.“

„Ich bin Carol, aber sagen Sie mal, gibt es auch andere ungarische, männliche Vornamen?“, musste die junge Frau lächeln.

„Wie meinen Sie das?“, erstaunte sich Martin.

„Mein Papa heißt genauso wie Sie“, kam die Erläuterung.

„Das ist wohl eher Zufall.“ Als wären sie ewig Freunde, unterhielten sie sich. Fragen, Antworten, Meinungsaustausch.

„Ich studiere Geschichte im letzten Semester und meine Abschlussprüfung steht in Kürze an. Kennen Sie unsere Historie?“

„Teilweise schon. Von meinem Opa.“

„Ihr Opa? Kennen die Engländer so gut unsere Vergangenheit?“, überraschte sich der Student.

„Mein Opa Knittel lebt hier, in Südungarn.“

„Moment. Langsam“, versuchte er nachzuvollziehen, „Knittel? Das kommt mir so bekannt vor, es ist aber kein einheimischer Name.“

„Nein, er ist ein Ungarndeutscher mit ausgeprägtem magyarischem Nationalstolz“, klärte sie auf.

„Sehr interessant. Können Sie mir darüber mehr erzählen?“

„Wenn Sie möchten“, willigte Carol ein, glücklich darüber, dass ein Geschichtsstudent Anteilnahme am Leben ihres Großvaters zeigte.

Die junge Frau hatte das Gefühl gehabt, dass sich, während ihrer Unterhaltung, die für sie exotische Umgebung sowie die Zeit unter dem Einfluss der Worte und Gesten des Mannes auflösten.

„Ist es spät geworden! Ich muss leider gehen!“, bedauerte sie.

„Schade. Ich habe ihre Erzählungen sehr genossen und hätte gerne noch vieles mehr gehört“, tat es ihm Leid.

„Ich wohne im Hotel Astoria. wenn Sie wollen und wenn Sie heute Abend für mich noch paar Stunde übrig hätten…“

„Soll das eine Verabredung sein?“, fragte er.

„Vielmehr eine Einladung“, klang es recht forsch.

„Ich weiß nicht so recht…“, zögerte er.

„Wenn Sie nicht möchten.“

„Doch, doch, nur…“ Er zauderte.

„Dann gegen acht“, warf sie all seine Zweifel über Bord.

Unterwegs zum Hotel kreisten Hunderte von Fragen in ihrem Kopf. „Woher nehme ich auf einmal den Mut? Ist es mir bewusst, was ich tue? Schon“, besänftigte sie sich selbst, „aber es gehört sich ja nicht. Wer sagt es? Und die Erziehung, die Moral? Ist in bester Ordnung. Was meint meine Religion dazu? Wenn junge Leute sich gegenseitig mögen, ist es mehr als selbstverständlich. So sieht es auch die breitkirchliche Gruppe unserer Anglikanischen Kirche. Sie kennzeichnet sich dadurch, dass sie sozialethischen Fragen gegenüber besonders offen ist. bin ich vielleicht verliebt? Bestimmt nicht, es ist nur eine Sympathie und der Zauber der Umgebung. Wenn nicht…?“ Soweit war sie in ihrem gedanklichen Zwiegespräch gekommen, als sie ihre Unterkunft erreichte. Die folgenden Stunden verbrachte sie mit Vorbereitungen für ihre Abreise am darauffolgenden Tag. Ein erneuter Versuch, ihren Vater zu erreichen, schlug fehl. Die Zeiger der Uhr schienen sich in doppelter Geschwindigkeit zu bewegen. Sie hatte es fast nicht bemerkt, dass es bereits kurz vor acht war. Damit, dass es in der Eingangshalle des Astoria so laut zuging, konnte sie im Vorfeld nicht rechnen. Sie hatte diesbezüglich keine Erfahrungen. Touristen kamen und gingen, Koffer und Reisetaschen stapelten sich in einer Unordnung. Sich beeilende Fahrstuhljungen lächelten sie an. Eine Mischung von Fremdsprachen schwebte im Raum. Babylonische Verwirrung herrschte um sie herum.

„Wir er mich finden, wenn er überhaupt kommt?", war sie verunsichert.

Während Carol noch über eine Antwort nachdachte, erschien der angehende Historiker in der Drehtür. Er erschien auf Minute. Diese Verlässlichkeit gefiel der jungen Frau. Pünktlichkeit, worauf Reverend Fraser besonders großen Wert legte, hatte er seiner Ziehtochter frühzeitig gelehrt. Ebenso die Höflichkeit, mit dem sie ihn empfing. Ganz offensichtlich fühlte sich Martin nicht wohl in seiner Haut.

„Ich meine, wir sollten besser spazieren gehen.“

„Ich weiß, dass es hier sehr hektisch ist…“, wollte sie ihn beruhigen.

„Darum geht es nicht“, wiedersprach er.

„Worum dann?", konnte sie nicht verstehen.

„Die Hotelleitung sieht es nicht gerne, wenn sich Einheimische, die keine Gäste sind, in ihrem Haus aufhalten.“

„Das soll wohl ein Scherz sein!“, entrüstete sie sich.

„Nein, kein Scherz. Es ist wirklich so.“

„Ich wollte eigentlich heute Abend nicht mehr ausgehen“, dachte sie laut vor sich hin, „ich habe einen sehr frühen Flug gebucht. Aber, wissen Sie was“, wandte sich Carol ihm zu, „wir suchen uns ein gemütliches Fleckchen, wo wir unser Gespräch fortsetzen können.“

Sie verließen das Hotel und bogen in die Dohány Straße, wo Martin eine ruhige Weinstube kannte.

„Nicht wahr, Ihr Opa heißt Knittel?“, wollte Martin sicher gehen, nachdem er zwei Gläser Rotwein bestellt hatte.

„Schön, dass Sie sich daran erinnern.“

„Während der vergangenen Stunden fiel mir ein, dass ich auch einen alten Bekannten namens Knittel habe. Er könnte im Alter Ihres Großvaters sein. Was Ihr Opa in einer Grube tätig?“

„Soweit ich weiß, ja.“ Seine Frage erweckte in der Studentin große Neugierde und sie forderte ihn auf fortzufahren.

„Als ich noch ein kleiner Junge war, musste ich in den Sommerferien arbeiten, um meine allein stehende Mutter unterstützen zu können. Wir hatten nur das nötigste zum Leben. So lernte ich einen Gespanntreiber kennen, der mit dem, was Sie mir heute Mittag erzählt hatten, zu tun haben könnte. Sicher bin ich mir allerdings nicht. Möglich wäre es aber. Dieser Mann hat mich so fasziniert, dass ich mir vorgenommen habe, seine Geschichte irgendwann zu Papier zu bringen.“

„Sagen sie bloß nicht, dass Sie auch eine schriftstellerische Ader haben?“, meinte Carol nicht ganz ernst.

„Das wäre vielleicht etwas übertrieben, aber ich schreibe bereits seit meiner Jugend. Können Sie mir weitere Einzelheiten von Ihrer Verwandtschaft in Südungarn erzählen? Wenn es nämlich so ist, dass Ihre Großvater tatsächlich der Knittel ist, den ich meine, hätten wir viel Gemeinsames.“

Miss Fraser schilderte Martin ihre Familiengeschichte, soweit sie ihr bekannt war. Die beiden bemerkten überhaupt nicht, wie die Zeit verrann. Erst die Sperrstunde unterbrach ihre angeregte Unterhaltung. Der wohlerzogene junge Mann begleitete seine Gesprächspartnerin ins Hotel Astoria. Bevor sie sich verabschiedeten, tauschten sie noch ihre Adressen aus und versprachen, miteinander in Verbindung zu bleiben. Eine Taxe hatte Carol am Frühmorgen abgeholt. Die Großstadt war wie gewöhnlich voller Geräusche. Die Straßenbahnen trugen weiterhin ihr tagtägliches gelbes Leid. Rumtreiber suchten nach Resten in Mülltonnen. Niemand, außer den jungen Leuten, konnte ahnen, dass in der vergangenen Nacht wirklich etwas Außergewöhnliches begonnen hatte.

Um Mitternacht des Heiligen Abends 1974 weihte Papst Paul VI. durch den Akt der Eröffnung der Heiligen Pforte in Sankt Peter das Jubiläumsjahr der katholischen Kirche ein. Es galt bis Dezember 1975 und sollte einer inneren Erneuerung der Gläubigen dienen. Der Ablass wurde im folgenden Jahr auf die übrige Kirche ausgedehnt.

„Welch einmaliger Moment“, sagte Carol begeistert zu ihrer Mitstudentin, „wenn Reverend Fraser da sein könnte! Weißt du, dass er mich erzogen hat?“

„Ja, du hast es bereits erwähnt“, erwiderte die Angesprochene und die beiden jungen Frauenließen sich von der feierlichen Stimmung mittragen. Monate später, nachdem sie die Engländerin in Rom eingelebt hatte, erhielt sie Post.

„Liebe Carol,

ich habe mein Examen hinter mir, habe alles gut bestanden. Man bot mir eine Stelle im Geschichtsinstitut im Burgviertel an, die ich natürlich nicht abgelehnt habe. Da die Arbeit mich nicht erdrückt, bleibt mir ausreichend Zeit für mein Schreiben. Ferner bin ich in den Club der jungen Künstler eingetreten. Aber was noch wichtiger ist, wie wir vermuteten, sind dein Großvater und der Knittel aus meiner Kindheit tatsächlich ein und derselbe. Mir ist es gelungen, die Kontakte zu ihm aufzufrischen. Ich habe ihn sogar besucht. Es war für ihn fast nicht vorstellbar, welche merkwürdigen Wege das Leben nehmen kann. Er war mehr als überrascht, als ich ihm erzählte, seine Enkeltochter in Budapest getroffen zu haben. Hattest du ihm damals über deinen Kurzaufenthalt in Ungarn nicht Bescheid gegeben? Du wirst deine Gründe gehabt haben. Die Hauptsache aber, er ist bereit, mich bei meinen Nachforschungen zu unterstützen. Du erinnerst dich an mein Vorhaben, sein Leben literarisch aufzuarbeiten. Ich arbeite daran. Sobald die Endfassung fertig ist, werde ich sie dir zukommen lassen. Ich soll dir noch herzliche Grüße von deinen Großeltern übermitteln. Sie würden sich freuen, von dir persönlich zu hören. Bis bald:

Martin“

Die Dämpfe des Tibers schwebten über den sieben Hügeln. Carol stand vor dem Capitol, wo Touristengruppen andächtig den Erklärungen der Reiseleiter lauschten, ab und an gestört von lautstark gestikulierenden Einheimischen. Die ewige Stadt zog die Gaststudentin, obwohl sie bereits seit über einem halben Jahr hier lebte, immer noch in ihren Bann. Nach wie vor war sie fasziniert von dem Reiz der Antike, dem überschäumenden südländischen Temperament. Ihre Studien waren erfolgreich. Die Kommilitonen waren für alles offen und interessiert. Sie diskutierten über die Entscheidung des italienischen Verfassungsgerichtshofes, der, bei Gefahr für die Mutter, die Abtreibung erlaubt hatte, über die Frauenpolitik der Welt. Dass Margaret Thatcher als Frau zur Vorsitzenden der britischen Konservativen gewählt worden war. Auch die internationalen Erfolge von Ingmar Bergmanns Film „Szenen einer Ehe“ mit Liv Ulmann in der Hauptrolle, der eine Zweierbeziehung analysierte, war eines ihrer Gesprächsthemen. In ihren Briefen nach London schwärmte sie von der italienischen Lebensart, die so ganz anders ist als die britische. Selbst Kleinigkeiten konnten sie begeistern, Eines Tages kam das Päckchen mit dem Manuskript an. Glücklicherweise fanden an diesem Nachmittag keine Vorlesungen statt. Sie zog sich in ihre Studentenbude zurück und begann zu lesen.

DORT DRÜBEN

Kurzroman von Martin Kál

Anfang Januar kamen sie zum Don. Vielmehr in die Nähe des Flusses. Die Versorgungskräfte machten das immer so. Das war ihre Aufgabe. Mit fünf Gäulen. Etwa 30 km von der Feuerlinie entfernt. Sie waren die Transportleine, der Nachschub. In den Kampf mischten sie sich nur selten ein, so mussten sie weniger Gefallene beklagen. Gefangene? Nur ab und zu. So weit war Hans Knittel in seinen Gedanken gekommen, als er vom Tannenwald her Schreien hörte.

„Die Russen kommen, die Russkis sind da!“

„Wir sollten vielleicht fliehen“, dachte er, aber er hatte nicht den Mut gehabt, das laut zu äußern. Seine Vorgesetzten hatten eben vor vier Tagen erwähnt, wenn sie überhaupt aus dieser Hölle lebendig herauskommen würden, kann es nur vorwärts gehen. In Angst und Unsicherheit verstrichen die letzten Stunden. Von der Front hatten sie keine einzige Silbe mitbekommen. Aufgrund der Tatsachen, dass sie von Orjol gegen Woronjes marschierten, wusste er auch über die riesigen Verluste der ungarischen Streitmacht Bescheid.

„Dort drüben, uns gegenüber, liegt eine bessere Welt“, sagte er leise nur so vor sich hin, „das italienische Brot schmeckt wesentlich besser.“ Nördlich der Transportleine waren die Deutschen, südlich bildeten die italienischen Truppen die Schutzlinie. Von diesen Südländern bekamen sie manchmal ein paar Kriegerbrötchen. Dies war auch nötig, da ihre eigenen Rationen beschämend gering ausfielen. Sie waren so knapp bemessen, dass die Soldaten ihnen belächelnd den Namen „Müffelchen“ gegeben hatten, winzige Häppchen, die man für Kleinkinder zurechtschneidet. Die Gäule wurden immer unruhiger. Das Gebäude, in dem sie einquartiert waren, lag neben einer, nur für Deutsche zugänglichen, Kantine. Durch ein Mitternachtsgespräch wurde für Hans klar, dass sich die deutsche Truppe bereits auf dem Rückzug befand. „Nun, weiß Gott, weshalb ziehen wir uns nicht ebenfalls zurück?“, überlegte er sich gerade, als die Katjuschas anfingen zu bellen.

2

Hans Knittel heiratete ein Mädchen aus dem Nachbardorf, eine aus einer ziemlich reichen Familie, und zog zu seinen Schwiegereltern. Man musste zugeben, dass die frisch verheiratete Frau einen kleinen Strich hatte; aber wer beachtet das schon, wenn die Mitgift so ansehnlich ist. Sie stellte sich und ihre Vorfahren als Ungarn dar, obwohl deren Wurzeln irgendwo im Saarland lagen. Die Schwoben, und sie bildeten die Mehrzahl der Einwohner des Dorfes, sahen die Heirat mit dem Fremden sehr ungern, besonders die Eltern der jungen, heiratsfähigen Männer. Lisbeth war eine wirklich hübsche Maid, trotz all ihrer kindlichen Vorstellungen. Als ihr Ehemann wurde Hans von den Dorfbewohnern sehr beneidet.

„Ah, weswegen soll mich das interessieren, was die Großmäuler hier rumschwätzen?!“, bemerkte er am Rande, „mir ist wichtiger, dass es mit der Hopfenernte klappen wird!“ Denn das Bier mochte er über alles. Natürlich nur die beste Sorte.

Kurze Zeit nach der Eheschließung kam der Nachwuchs. Jahr für Jahr, mit schöner Regelmäßigkeit. Die Erstgeborene nannten sie Amalia. Sie bekam ihren Namen nach einer ungarischen Gräfin. Das gehörte zu Lisbeths Schwächen. „Es tut mir immer gut, mich ein bisschen als Vornehme zu fühlen!“, konnte man ab und zu von ihr hören. Die Geschichte der Adligen kannte sie in-und auswendig. In Ungarisch ebenso gut wie in Deutsche. Sie hatte ihrem Mann öfter über die Feldherrenfamilie erzählt, dass sie nicht nur mächtig, sondern darüber hinaus für ihre Zeit auch sehr aufgeklärt, wenn nicht gar revolutionär gewesen war. Gräfin Amalia war eine der allerersten Kindergärtnerinnen. Hans genoss es immer, den Erzählungen seiner Frau zuzuhören. Er grinste und nahm es für sich so hin, als hätte er die klügste Gattin der Welt. Später kamen die Jungen. Sie wurden auf Florian und Gustav getauft. Der kleinste erhielt seinen Namen nach dem berühmten Drucker Heckenast. Hans‘ Schwiegereltern, die wegen ihres Alters nicht mehr für die Landarbeit geeignet waren, sondern lediglich noch bei der Erziehung der Kinderhelfen konnten, warensehr zufrieden mit ihm. Ihr Reichtum vermehrte sich ständig. Als der Krieg ausbrach, kam Knittel in die Stadt Baja, und weil er über große Erfahrung mit Pferden verfügte, wurde er Gespanntreiber. Bei den Versorgungskräften, bei der Transportleine.

 

 

Interpretation

Der Roman Dort drüben (2002) von Béla Bayer bearbeitet die Geschichte und Kultur der Ungarndeutschen im 20. Jahrhundert mit literarischen Mitteln. Mit seinem Konzept steht das Werk mit den ungarischsprachigen Narrativen von Márton Kalász, Lajos László, István Elmer, Robert Balogh oder Vilmos Ircsik in Verbindung.

Die Handlung des Romans beginnt im Jahre 1974 in einem anglikanischen Pfarrhaus im Stadtviertel Chelsea der englischen Hauptstadt. Die zeitlichen Koordinaten der Geschehnisse sind aus Informationsangaben des historischen Hintergrunds zu entziffern: Carol Fraser macht sich im Jahre 1974 auf den Weg ( der Rücktritt von US-Präsident Richard Nixon”) Mit ihrer Reise beginnt eine Odysse in zwei Richtungen: mit dem Stipendium nach Rom ist Carol einerseits in Richtung ihrer eigenen künstlerischen Karriere unterwegs, andererseits öffnet diese Fahrt einen Weg in die Vergangenheit ihrer eigenen Familie. Carol möchte in Budapest seinen richtigen Vater, den Ingenieur Martin Kovács treffen, der während der Revolution von 1956 mit der Mutter von Carol das Land verlassen hat. Da Kovács aber die Exil nicht vertragen konnte, verließ er die Mutter von Carol, kehrte nach Ungarn zurück und begann in seiner Heimat ein neues Leben. Das Suchen von Carol nach seinem Vater ist sogar eine mehrschichtige Identitätssuche mit psychologischen, sprachlichen, kulturellen, historischen und soziologischen Bezügen. Die Motivation der Geschehnisse ist die Suche der Protagonistin nach einer festen Identität.

Das Werk zeigt die Charakterzüge eines Familienromans, eines historischen Romans und eines Künstlerromans. Der Roman erzählt die Geschichte der Familie Knittel durch drei Generationen, die durch die Schicksalsjahre des 20. Jahrhunderts voneinander getrennt werden. Durch die zwei Protagonisten aus der dritten Generation rücken die künstlerischen Motivationen in den Mittelpunkt der Erzählung: Carol Fraser ist eine begabte Malerin, Martin Kál beschäftigt sich neben seiner wissenschaftlichen Karriere auch mit dem Schreiben. Die Charakterzüge des Künstlerromans manifestieren sich auch in der Struktur des Werkes, die Vergangenheit der Familie Knittel lernen wir nämlich gerade aus dem eingebetteten Kleinroman von Martin Kál kennen. Im Mittelpunkt seiner Erzählung steht die Persönlichkeit und das Schicksal von Hans Knittel.

Hans Knittel muss sich nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft am Ende der 1940er Jahre mit dem Verlust seiner Familie und seines Vermögens konfrontieren, seine Familie wurde in die östliche Besatzungszone von Deutschland vertrieben. Knittel versucht im Kaos nach dem Zweiten Weltkrieg seine Familie wieder zu vereinen, seine Frau macht sich aber während dessen gerade in Richtung ihrer Heimat auf den Weg. Ein grundlegendes Attribut von Knittel ist die Gefangenschaft, die ihn zur bewussten Annahme seines Schicksals bringt: Nachdem er in seine Heimat zurückkehrt wird er zu einem apolitischen Menschen, die Veränderungen in der Außenwelt nimmt er mit stoischer Ruhe zur Kenntnis. Er ist sowohl ein Vertreter der ungarndeutschen Traditionen, als auch einer regionalen und patriotischen Identität.

Der Lebensweg von Amalia Knittel wird von anderen soziokulturellen Strategien geleitet. Sie wird nach dem Weltkrieg mit ihren Großeltern, mit ihren zwei Brüdern und mit ihrer Mutter in die Sowjetische Besatzungszone von Deutschland vertrieben. Da ihre Mutter auf der Suche nach dem Vater nach Ungarn zurückkehrt, bleiben die Kinder alleine und gelangen in unterschiedlichen Weisenhäusern. Amalie wächst in einem Erziehungsheim unter dem Einfluss der sozialistischen Ideologie auf, in der Wahrheit verfügt sie aber nicht über eine feste ideologische Überzeugung. Durch die politischen Ereignisse wird Amalia durch Europa getrieben, sie erlebt den Weltbrand, die Vertreibung ihrer Familie und die ungarische Revolution von 1956. Das ungarndeutsche Weisenkind, das in der DDR aufgewachsen ist, findet in England als Frau eines anglikanischen Pfarrers ihr zu Hause und wendet sich zum Christentum. Ihr Leben zeigt einen europäischen Lebensweg, wie das Individuum nach der materiellen und geistigen Vernichtung der kollektivistischen Systeme seine Knüpfpunkte in den christlichen Werten findet.

Carol Fraser, die Tochter von Amalia Knittel und Martin Kovács reist aus London nach Ungarn um nach ihrem Vater und nach ihren Wurzeln zu suchen. Nach dem Scheitern des Treffens mit dem Vater lernt sie den jungen Historiker Mártin Kál kennen: Die Liebesgeschichte der Eltern spiegelt sich im Schicksal der Jugendlichen mehrschichtig wieder: Budapest, Martin Kovács-Martin Kál, Scheidung etc. Die Wurzellosigkeit und Identitätssuche von Carol kann mit den Bestrebungen von Amalia Knittel parallel gestellt werden. Obwohl Carol die Bausteine ihrer Identität in der Heimat ihrer Eltern sucht, treibt sie ihre Karriere in Richtung der Anerkennung in der künstlerischen Welt der London-New York-Achse. Ihr Lebensweg zeugt ebenfalls von der Undurchgängigkeit der politischen Grenzen, sie kehrt in die Gesellschaft zurück, die am Anfang des Romans ihr den Ausgangspunkt bedeutet hat.

Martin Kál ist der sekundäre Erzähler des Textes, in der Binnengeschichte des Romans erzählt er das Schicksal seines Freundes, Hans Knittels. Obwohl er die Möglichkeit hätte mit Carol in London zu bleiben, kann er seine Heimat genauso wenig verlassen, wie die anderen Männerfiguren der Romans, Hans Knittel und Martin Kovács. Bis Carol in der kosmopolitischen Künstlerwelt Karriere macht, vertieft sich Martin durch seine historischen Forschungen immer tiefer in der eigenen Kultur. Durch seine Thematik und durch die sekundäre Narration richtet der Roman die Aufmerksamkeit auf den konstruktivistischen Charakter der Geschichte. Da der Historiker, Kál die Geschehnisse der nahen Vergangenheit in der sozialistischen Diktatur im Rahmen seiner eigenen Disziplin nicht kritisch aufdecken kann, bringt er die Traumas der Vergangenheit einer literarischen Narrative an die Oberfläche.

Der Roman ist die Repräsentation der kulturellen Fremdheit: die Figuren müssen sich im europäischen Labyrinth der Identitäten, Kulturen und Sprachen immer wieder mit dem Drang des Grenzüberschreitens konfrontieren.

Dort drüben spielt in einem virtuellen Grenzstreifen zwischen den Kulturen und erzählt eine mitteleuropäische Geschichte. Der Roman verfolgt den Prozess, wie die Bürger des Kontinents nach der Zerstörung des Zweiten Weltbrands als Teilnehmer einer modernen Völkerwanderung nach neuen Orientierungspunkten suchen, aus der Perspektive einer ungarndeutschen Familie. Das Schicksal der Familie symbolisiert die Zersplitterung von Mitteleuropa auf dem getrennten Kontinent durch die Auflösung einer Minderheitenfamilie. Die Mitglieder der Familie, die ihre Herkunft nach Süd-Ungarn zurückführen, beantworten die politischen Situationen des Jahrhunderts aus unterschiedlichen Perspektiven. Nachdem er seine Familie, sein Vermögen und seine Gemeinschaft verloren hat, schließt sich Hans Knittel in seine einsamen Gedankengänge, wobei er seine Erfahrungen natürlich auch nicht vergessen hat. Amalia Knittel wendet sich als Frau eines Pfarrers nach der ideologischen und existenziellen Wegsuche ihrer Jugend zum christlichen Glauben. Carol Fraser findet nach dem Verlust von Martin in der Entfaltung ihrer künstlerischen Karriere ihre neuen Ziele.