Drucken

Chronologie

Die Chronologie der ungarndeutschen Kultur seit 1944

 

Jahreszahl

Ereignis

1944

Mehr als 60 000 Personen werden in die Sowjetunion zur Zwangsarbeit verschleppt (Malenkij Robot), von denen viele ihre Heimat nie mehr sehen werden.

1945

Pläne für die Vertreibung der Deutschen aus Ungarn. Der Erzbischof von Gran,   József Mindszenty wendet sich an die Regierung wegen einer humanen Lösung der deutschen Frage und bittet um die Beschützung der „staatstreuen” Ungarndeutschen.

1946

Die ungarische Regierung verkündet die Vertreibung der Deutschen aus Ungarn. Am 19. Januar beginnt diese mit den ersten Deportierungen aus Wudersch.

1947

Ende der Vertreibung in die westliche Besatzungszone. Beginn der Deportationen in die sowjetische Zone.

1948

Offizielles Ende der Vertreibung. Unter den Historikern gibt es bis heute kein Konsens darüber, was die endgültigen Zahlen der Vertriebenen betrifft. Nach den offiziellen deutschen Daten wurden in die westlichen und in die östlichen Besatzungszonen insgesamt 213 196, nach ungarischen statistischen Angaben 185 000, nach Johann Weidlein 232 000, nach Béla Bellér und György Zielbauer 250 000 Deutsche aus Ungarn vertrieben.

1949

Bei der ersten Volkszählung nach dem Zweiten Weltkrieg bekennen sich 22 455 Personen zu ihrer deutschen Muttersprache und 2 617 zu ihrer deutschen Nationalität.

Die neue ungarische Verfassung garantiert allen nationalen Minderheiten die vollkommene Gleichberechtigung, das Recht auf muttersprachlichen Unterricht und das Recht auf Pflege der eigenen Kultur. Diese Rechte wurden bis zum Sturz der sozialistischen Diktatur 1989 nur innerhalb eines beschränkten Rahmens in die Realität umgesetzt.

1950

Den Ungarndeutschen werden die ungarische Staatsbürgerschaft und die vollkommene Gleichberechtigung garantiert.

Gründung der ersten ungarndeutschen Kulturgruppe in Elek. Die Gruppe trat das erste Mal im Sommer zum Nationalitätenfestival in Szarvas auf. Die zweite ungarndeutsche Kulturgruppe wird in Jula gegründet.

1951

Gründung der Bundeslandesmannschaft der Deutschen aus Ungarn – LDU in München.

Im Rahmen eines pädagogischen Experiments wird der Unterricht der deutschen Sprache in 25 Grundschulen des Landes mit 3 Wochenstunden eingeführt.

1952

Der Deutschunterricht wird in weiteren 66 Grundschulen eingeführt.

1952-1955

Es werden immer mehr deutsche Kulturgruppen gegründet, z.B. Tscholnok, Tatabánya, Nemesnádudvar, Wieland, Sulok, Nadasch, Werischwar.

1953

Die deutsche Sprache kann auch in den Kindergärten unterrichtet werden.

1954

Die erste Nummer der deutschsprachigen Zeitschrift Freies Leben erscheint in Budapest mit 4000 Exemplaren.

1955

Der Kulturverband der deutschen Werktätigen in Ungarn wird gegründet.

1956

Der Demokratische Verband der Deutschen Werktätigen in Ungarn beginnt seine Tätigkeit. Zwischen 1969 und 1978 trug er den Namen Demokratischer Verband der Deutschen in Ungarn.

Start der deutschsprachigen Rundfunksendung von Radio Fünfkirchen. Die Sendung engagiert sich durch Autorenlesungen und Interviews auch für die Entwicklung, Förderung und Verbreitung der ungarndeutschen Literatur.

Im Gymnasium von Frankenstadt startet der erste Nationalitätenklassenzug des Landes. Alle Fächer außer Ungarische Sprache und Literatur werden in deutscher Sprache unterrichtet. Der Klassenzug wird 1959 als Deutschsprachiges Gymnasium unabhängig und nimmt ein Jahr später den Namen von Leo Frankel an. Heute trägt die Institution den Namen Ungarndeutsches Bildungszentrum.

In Frankenstadt beginnt die Ausbildung von deutschen Nationalitätenpädagogen, in Fünfkirchen wird der erste Lehrstuhl für Germanistik erstellt.

Während der Revolution von 1956 verlassen 200 000 Flüchtlinge, darunter auch viele Ungarndeutsche, das Land.

1957

Die Neue Zeitung übernimmt die Rolle der Zeitschrift Freies Leben.

Das ungarndeutsche Jahrbuch Deutscher Kalender wird jährlich herausgegeben.

In Fünfkirchen (Klara Leőwey Gymnasium), in Güns (Miklós Jurisics Gymnasium) und in Budapest (József Eötvös Gymnasum) starten deutsche Klassenzüge.

1959

An der Wirtschaftlichen Universtität in Budapest wird der erste Schwabenball nach 1945 veranstaltet.

1960

Die deutschsprachigen Schulen (so auch die Gymnasien) werden aufgrund einer Entscheidung des Ministeriums zu zweisprachigen Schulen umgestaltet.

1965

Dem Johann Hambuch, der Redakteur der Neuen Zeitung, wird aufgrund seiner Ansichten bezüglich der Nationalitätenpolitik gekündigt.

1967

Am 17. November 1967 erscheint in der Neuen Zeitung der offene Brief des Bonnharder Lehrers und Publizisten Wilhelm Knabel. Der Adressat ist der Generalsekretär des Deutschen Verbandes, Dr. Friedrich Wild. Knabel initiiert die Förderung der ungarndeutschen Literatur.

1969

Der deutsche Klassenzug des Klara Leőwey Gymnasiums organisiert die erste Ausstellung über die ungarndeutsche Minderheit seit 1945.

1970

In Ödenburg wird das erste deutsche Volkstanzfestival veranstaltet.

Mit der Preisausschreibung Greift zur Feder! wird ein literarischer Wettbewerb organisiert. Der Wettbewerb hatte vier Kategorien: (a) Erzählung, Novelle und Kurzroman, (b) Gedicht, (c) Lustige Geschichten und Szenen in der Mundart, (d) Reportagen, Berichte. Die Gewinner des Wettbewerbs waren Georg Wittmann, Engelbert Rittinger und Georg Fath.

1972

Die Literarische Sektion des Demokratischen Verbandes wird ins Leben gerufen.

Das Finale des ersten kulturellen Wettbewerbs der Ungarndeutschen Reicht brüderlich die Hand! wird mit 68 Volkstanzgruppen und Chören, 26 Kapellen und 13 Theatergruppen veranstaltet.

1974

Als Ergebnis der literarischen Initiative wird die erste ungarndeutsche Anthologie mit 13 Autoren veröffentlicht mit einer Zahl von 5000 Exemplaren. Der Sammelband trägt den Titel Tiefe Wurzeln.

1977

Die Literarische Sektion veranstaltet jedes Jahr Werkstattgespräche zur ungarndeutschen Literatur unter der Teilnahme von Autoren, Kritikern und Förderern.

Die Erzählsammlung Die Holzpuppe erscheint.

1978

Einmal im Monat wird vom Regionalstudio in Fünfkirchen das Fernsehprogramm Nas Ekran - Unser Bildschirm für die kroatische und für die deutsche Nationalität gesendet.

Veröffentlichung der Mundartanthologie Das schönste Erbe mit Szenen, Mundartgeschichten, Liedern und Gedichten.

1979

Die Anthologie Bekenntnisse – Erkenntnisse veröffentlicht mit 2500 Exemplaren die Werke von elf Autoren auf mehr als 300 Seiten.

Die Kinderanthologie Igele-Biegele wird veröffentlicht. Damit wird ein wichtiger Schritt in Richtung einer ungarndeutschen Kinderliteratur getan.

1980

Bei der Volkszählung bekannten sich 31 231 zur deutschen Muttersprache und 11 310 Personen zur deutschen Nationalität.

1984

Die literarische Anthologie Jahresringe wird veröffentlicht.

Als erstes deutschsprachiges Theaterstück wird am 20. Februar Anatol von Arthur Schnitzler in der Deutschen Bühne in Szekszárd aufgeführt.

1985

Die Deutsche Bühne beginnt ihre offizielle Tätigkeit im Mihály Babits Kulturhaus von Szekszárd.

Im Oktober wird in Fünfkirchen als der erste unabhängiger Kulturverein in Mittel- und Osteuropa nach 1945 der Kulturverein Nikolaus Lenau gegründet. Zwei Jahre später beginnen in der Altstadt die Bauarbeiten des Lenau Hauses.

1986

Das deutschsprachige Radio Danubius beginnt seine Sendung um den Plattensee.

1989

Die Mundartanthologie Tie Sproch wiedergfune wird veröffentlicht.

Am 31. Dezember wird im Fünfkirchener Lenau Haus die Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher (GJU) gegründet.

Die Anthologie Das Zweiglein wird publiziert.

Der demokratische Umbau des Landes schafft auch für die Entfaltung der Nationalitätenkulturen neue Bedingungen.

1991

Die Anthologie Bekenntnisse eines Birkenbaumes wird veröffentlicht.

Der katholische Verein St. Gerhards-Werk wird gegründet.

1992

Der Verband Ungarndeutscher Autoren und Künstler wird gegründet.

1993

Die Jakob Bleyer Gemeinschaft wird gegründet.

1994

Am 11. Dezember werden die ersten Minderheitenselbstverwaltungen des Landes gewählt.

Von Studenten und Akademikern wird in Fünfkirchen die Studentenverbindung Verein deutscher Studenten gegründet.

2005

Von Studenten und Akademikern wird in Fünfkirchen die Studentenverbindung Verein deutscher Hochschüler gegründet.

2006

Die ungarndeutsche Anthologie Erkenntnisse 2000 wird veröffentlicht.