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Moritz Kolbenhayer

Moritz Kolbenheyer (1810–1884) war der Sohn eines Tuchfabrikanten aus Schlesien. Er studierte Chemie und dann Theologie in Wien. Seit 1820 war der Besuch deutscher Universitäten untersagt. Mit Hilfe einer Fürstin Hohenzollern-Hechingen durfte er ein Jahr in Berlin studieren. 1836 bis 1846 war er Pfarrer in Epries. Im Frühjahr des Jahres 1848 war er in Wien und sympathisierte mit der Revolution. Noch unter diesem Eindruck kam er Ende März 1848 als Pfarrer nach Ödenburg. Er hielt am 26. März 1848 eine leidenschaftliche Predigt für das freie Wort, also für die Rede- und Pressefreiheit. Im Herbst, nach dem Einmarsch kaiserlicher Truppen in Ödenburg, flüchtete er zuerst aufs Land, wurde dann als „kommunistischer Agitator“ verhaftet und nach Preßburg gebracht. Er war neun Wochen in Untersuchungshaft . Durch Intervention seines Schwagers Oberst Cordon, Bruder des früheren Kriegsministers, kam er frei. Sein Lebensweg spiegelt geradezu idealtypisch für Ödenburger und ungarndeutsche Intellektuelle seiner Generation. Unter dem Eindruck des Freiheitskampfes identifizierte er sich stark mit dem „Ungartum“. Wie für viele andere waren wohl auch für ihn Freiheit und Fortschritt mit seinem ungarischen Patriotismus verbunden. Ob er sich damit auch zum Magyarentum bekannt, ist zumindest in Zweifel zu ziehen. Kolbenheyer war seit 1836 mit der Tochter des Großhändlers István Medgyaszay verheiratet, einer kalvinistischen Ungarin, mit der er acht Kinder hatte. Seine Ehe mag die Vorliebe für die magyarische Sprache verstärkt haben. Als Pfarrer war er äußerst umtriebig. In seiner Zeit wurde der Turm der evangelischen Kirche gebaut. Er organisierte durch Deutschlandreisen und durch die Unterstützung des Gustav Adolf - Vereines den Bau der Lehrerbildungsanstalt. Er verfasste selbst zahlreiche Gelegenheitsgedichte und versuchte durch Übersetzungen die magyarischen Dichter Arany und Petöfi im deutschen Sprachraum bekannt zu machen. Er stand mit Hebbel und Anastasius Grün in Verbindung.